Ödipus‘ zwei Söhne, die nach dem Tod ihres Vaters berufen wurden, um abwechselnd über Theben zu herrschen, wollen seinen letzten Wunsch nicht erfüllen. Beide streben nach absoluter Macht und sind dafür bereit, einander zu töten. Mit 24 Jahren schrieb der grosse französische Schriftstellers Jean Racine seine erste Tragödie, die die krankhafte Machtgier in dieser antiken Stadt ans Licht bringt.
Die beiden Brüder, die sich bekämpfen, sind nicht nur die literarischen Figuren Eteokles und Polyneikes. Sie sind unsere Zeitgenossen. Sie verkörpern die zahlreichen Konflikte und Kriege, die heute mehr denn je Menschen, Länder und Nationen in Schutt und Asche legen. Wie bringen wir die Waffen zum Schweigen? Wie stillen wir den Hass – sei er familiär oder politisch bedingt –, um wieder zu Vernunft zu kommen? In atemberaubendem Tempo versucht „Frères ennemis“, diese Fragen zu beantworten.